90 Jahre WWS – ein schöner Anlass, um gemeinsam mit Frank Huerkamp in die Vergangenheit und die Zukunft des Familienunternehmens zu blicken. Im Interview verrät uns der CEO, worauf er in den kommenden Jahren beim WWS den Fokus legen möchte und welche Herausforderungen auf die Sicherheitsbranche allgemein zukommen.
Herr Huerkamp, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. 90 Jahre ist eine stolze Zahl.
Vielen Dank. Ja, vor allem wenn man bedenkt, dass sich das 90-jährige Bestehen unseres Familienunternehmen mit meinem Vater und mir auf gerade einmal zwei Generationen aufteilt. Das ist schon etwas Besonderes. Mein Vater, Ferdinand Huerkamp, hat das Unternehmen gegründet und bis zu seinem Tod geführt. Meine Mutter Hety hat dann so lange übernommen, bis ich 1984 zunächst als Geschäftsführer und schließlich als Inhaber 2004 das Unternehmen übernommen habe.
Was ist das Erfolgsgeheimnis des WWS?
Wir sind in all den Jahren nie stehengeblieben und haben auch in Zukunft nicht vor, uns auf unserem Erfolg auszuruhen. Wir sind stolz darauf, in unserer Branche als Sicherheitsunternehmen unter den TOP 20 zu sein. Als Familienunternehmen und Mittelständler leben wir den KMU-Gedanken. Für uns ist es selbstverständlich, dass jeder Kunde die gleiche Wertschätzung erfährt – egal, ob er uns einen hohen oder einen kleinen Umsatz einbringt. Und das wird sich auch nie ändern. Genau das Gleiche gilt mit Blick auf unsere eigenen Mitarbeiter, die sich immer auf die WWS als Arbeitgeber verlassen können. Es geht uns dabei immer um Vertrauen und Partnerschaften zwischen Menschen.
Wie hat sich die Sicherheitsbranche in den letzten Jahrzehnten verändert?
Typische Gefahrenquellen sind heute andere als noch vor 20 Jahren. Heute haben wir es vermehrt mit dem großen Feld der IT-Sicherheit zu tun. An Schlagworten wie Cyber-Kriminalität, Werkspionage und Wirtschaftskriminalität kommt in unserer Branche niemand mehr vorbei. Das war damals noch eine andere Welt.
Wie wird die Arbeit als Komplettanbieter für Sicherheitsdienstleistungen in weiteren 90 Jahren aussehen?
Das ist noch eine lange Zeit. Ich denke, dass es natürlich weniger physische Präsenz von Mitarbeitern geben wird. Vermutlich wird alles von Megazentralen aus überwacht. Aufgaben, die heute z. B. noch ein Concierge übernimmt, werden dann von einer Leitstelle, die ganz woanders sein kann, übernommen. Räumliche Nähe spielt keine Rolle mehr – mit Videokameras und Sprachsteuerungen kann und wird von überall gearbeitet werden. Unsere Mitarbeiter werden sich in den nächsten Jahren immer mehr an Drohnen und Roboter als Kollegen gewöhnen. Beide werden in naher Zukunft fester Bestandteil eines jeden Schutzkonzeptes sein. Schon heute gibt es die sogenannten Robodogs, die in großen Hallen und Lagern Brandgefahren erkennen und melden, Einbruchversuche lokalisieren und diese ggf. sogar verhindern. Ich bin mir sicher, dass in Zukunft immer mehr Aufgaben von Menschen auf Künstliche Intelligenz übertragen wird.
Vor welchen Herausforderungen steht die Sicherheitsbranche aktuell?
Personalprobleme. Wie überall in Deutschland erleben auch wir in der Sicherheitsbranche den Fachkräftemangel. Das Handwerk ist aus meiner Sicht besonders betroffen und eben auch unsere Branche. Mit ein Grund: Das Lohnniveau in unserer Branche ist mit 11,58 brutto für die einfachsten Tätigkeiten viel zu niedrig. Hinzu kommen allgemeine Tendenzen der jüngeren Angestellten, wie z. B. der Wunsch nach der Vier-Tage-Woche. Das ist die neue Zeit, auf die wir uns einstellen müssen.
Welche Maßnahmen setzen Sie dem Fachkräftemangel entgegen?
Wir bilden selbst aus. Doch die Ausbildung ist nicht einfach. Wir haben eine Durchfallquote von 80 Prozent. Schon vor 20 Jahren hatte ich mal zur Presse gesagt, dass wir irgendwann in der Zukunft in einer Stellenausschreibung schreiben müssen „Wachmann mit Abitur gesucht“. Die Aufgaben im klassischen Wachdienst haben sich über all die Jahre stetig verändert. Hinzu kommt die immer anspruchsvollere Technik, die jemand bedienen können muss. Und genau so ist es bereits eingetreten: Wir haben heute viel höhere Anforderungen an unser Personal. Für moderne Leitzentralen müssen Sie neben Englisch auch den Umgang mit SAP beherrschen. Der Hauptschulabschluss reicht da längst nicht mehr aus.
Umso mehr wissen wir es zu schätzen, dass viele unserer „Eigengewächse“ nach ihrer erfolgreichen Ausbildung in unserem Unternehmen bleiben und wir eine geringe Fluktuation haben. Paradebeispiel ist unsere Frau Bendig, die nach der Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement Anfang des Jahres 35-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert hat und inzwischen COO ist.
Was steht für WWS in den kommenden Jahren auf der Agenda?
Wir wollen weiterwachsen. In den kommenden fünf Jahren werden wir in mehr Technik im Bereich IT-Sicherheit investieren und diese installieren. Auch im Bereich Werkschutz werden wir weiter expandieren.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des WWS?
Ich wünsche mir allgemein mehr Wertschätzung für unsere gesamte Branche. Ich denke, der Bevölkerung ist gar nicht bewusst, wie sehr sich die rund 260.000 Mitarbeiter in den Unternehmen der Sicherheitsbranche täglich engagieren. Zwar zählen wir zur kritischen Infrastruktur, wie wir spätestens seit der Corona-Pandemie wissen, aber unsere Arbeit wirklich anerkennen, das tun die wenigsten.
Und welchen Wunsch haben Sie für Ihre persönliche Zukunft?
Ich hatte ursprünglich vor, es meiner Mutter gleichzutun, die sich nach ihrem Austritt aus dem Unternehmen einen schönen Lebensabend auf Mallorca gegönnt hat. Doch irgendwie bin ich immer noch hier. Mit meinem Sohn Kevin ist bereits die dritte Generation in der WWS aktiv. Also, vielleicht klappt es ja noch.